Neues im April 2022

von | Apr 25, 2022 | Neues

So, da bin ich wieder, diesmal direkt aus Afrika, daher geht es in diesem Newsletter um Neuigkeiten aus den Ventures: der erste Kandidat aus der neuen Kohorte ist finanziert, und unsere ursprünglichen Geschäfte etablieren sich am Markt. Es bewegt sich was!
 
 
 
 
 
MEHR SAATGUT DURCH BRÜCKENKREDIT
 
 
 
Natürlich haben wir die geplante 1 Mio € an Investitions-Spenden in diesem Jahr noch nicht eingesammelt. Andererseits warten unsere Ventures dringend auf Geld, um weiter wachsen zu können. Als ich letzte Woche in Nairobi war, haben wir einen guten Weg gefunden, trotzdem ein Venture zu finanzieren. Ich hatte schon einmal von Marbi Agric geschrieben, die kreditfinanziertes Saatgut für Kleinbauern anbieten und dies mit Versicherungspaketen und Gruppenkrediten verbindet, um das Risiko für alle Beteiligten zu minimieren. Bernadette Mwanzas Geschäft wächst schon profitabel (im letzten Jahr sind sie von 3,000 auf 5,000 Kunden gewachsen), und sie hat erste kommerzielle Kredite erhalten – aber ohne Sicherheiten ist bei 10,000 Euro immer Schluss. Also haben wir uns entschieden, ihr ein zinsloses Darlehen von 50,000 Euro über sechs Monate zu gewähren, damit sie damit in die neue Anbauperiode starten kann. Wenn wir in der Zwischenzeit mit unserem Fundraising für sie erfolgreich sind, wandeln wir das Darlehen in eine Beteiligung, also in eine Eigenkapitalinvestition um. Wenn nicht, zahlt sie es im Herbst zurück, und wir zahlen damit die Gehälter unseres Teams. Es bleibt natürlich ein Ausfallrisiko, aber Bernadette hat in den letzten Jahren bewiesen, dass sie hält, was sie verspricht.
 
Das Schöne an unserem Ansatz ist, dass verschiedene Elemente gut ineinandergreifen, finde ich. Gleich nach Bernadette habe ich Oliver Obwana, den Geschäftsführer von Full Spoon, getroffen: sie produzieren Erdnussbutter in Kleinstgrößen und vertreiben sie in Slums, um damit zu gesunder Ernährung beizutragen (Erdnüsse enthalten ca. 50% Protein). Der Bedarf nach diesen Mini-Größen ist enorm: als meine Kollegin Lynn und ich im November im Kimera-Slum von Nairobi waren, wollten 7 von 10 Kioskbesitzern das Produkt sofort ins Sortiment aufnehmen. Nur hat Oliver ein Cashflow-Problem und kann nur gegen Barzahlung verkaufen; die Kioskbesitzer hingegen brauchen ein bis zwei Wochen, bis sie die Produkte verkaufen und dann auch bezahlen können. Wir haben uns mit Full Spoon auf ein kleines Testbudget von 1,000 Euro geeinigt, mit dem sie längere Zahlungsziele anbieten können. Wenn das in der Tat dazu führt, dass mehr Kiosks das Produkt listen, kommt Marbi Agric ins Spiel: sie liefern Full Spoon Erdnüsse und können durch unseren Kredit in Zukunft etwas länger auf ihr Geld warten, was wiederum Full Spoon hilft, ihren Kunden zu entlasten und so Distribution aufzubauen.
Das Beispiel zeigt übrigens, das jede Spende uns hilft: schon mit 1,000 Euro können wir einem Unternehmen helfen, eine neue Distributions-Strategie zu entwickeln und zu testen. Wen das überzeugt: wir freuen uns über jeden Beitrag (den Spendenlink gibt’s oben in der Bedienungsleiste)
 
GELD SPAREN MIT DEM EFFIZIENTESTEN BIOMASSE-OFEN
 
Während die neue Kohorte langsam in die Gänge kommt, hat sich auch bei unserer ersten Kohorte einiges getan. Gerade bin ich in Äthiopien, um mit dem Team dort die Registrierung unseres Lehmofen-Geschäfts zu feiern: nach unglaublich langer Zeit ist die Firma endlich registriert und trägt den erstaunlich uninspirierten (aber rechtlich vorgegebenen) Titel Impacc Clay Stove Manufacturing PLC. Anders als bei unseren anderen Geschäften, wo wir in bestehende Start-ups investieren, haben wir hier selbst die Firma gegründet und beteiligen nun Schritt für Schritt lokale Unternehmer. Das Produkt, das wir einbringen, ist gut: gerade letzte Woche hat das äthiopische Energieministerium uns offiziell bestätigt, dass wir den energieeffizientesten Biomasse-Ofen in ganz Äthiopien anbieten – und das für 5 Euro, während der Zweitbeste ein aus Asien importiertes Produkt für 100 Euro ist. Damit kann man arbeiten! Als ich gestern in Awash in der Afar-Region in der Nähe von Somalia war, habe ich die ersten Öfen im Einsatz gesehen: Maserat, Mutter von zwei Kindern, hat vor zwei Monaten komplett auf den Ofen umgestellt, kocht jetzt schneller und „erntet“ so viel Holzkohle, dass sie ihren Kohleofen (mit dem zum Beispiel Kaffee zubereitet wird) jetzt komplett ohne fremde Kohle befeuert. Ihre Nachbarin hat ausgerechnet, dass sie pro Tag 20 Cent an Feuerholz einspart – das klingt nicht viel, aber wer von 2 Euro am Tag lebt, für den ist das eine ganze Menge; und außerdem sind damit die Anschaffungskosten des Ofens nach einem Monat wieder drin. Das alles sind gute Nachrichten, aber natürlich gibt es noch viel zu tun: die nächste Herausforderung ist, den Kundinnen geeignetes – kleingeschnittenes und getrocknetes – Feuerholz zur Verfügung zu stellen, entweder durch Kooperationen mit Holzhändlern oder durch eigene Vertriebsaktivitäten. Ob und wie uns das gelingt – davon beim nächsten Mal mehr.
 
Zum Schluß eine Frage: möchtet ihr in den Newslettern mehr über unsere Ventures lesen? Sollen sie kürzer, länger, seltener, öfter sein? Auf jeden Fall lade ich euch ein, uns bei LinkedIn zu folgen (siehe das kleine Symbol rechts), da gibt es immer mal wieder kurze Updates zu unseren Aktivitäten.
 
Viele Grüße, Till 

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