Auch im Sommer ist einiges passiert bei Impacc. Ich schreibe mit frischen Eindrücken aus Ghana, wo einer unser neuen Investitionskandidaten mich restlos von seinem Business überzeugt hat und ich unseren Ansatz wieder einmal bestätigt sehe.
Unser Portfolio wächst: wir sind überwältigt von Bedarf und Nachfrage
In den letzten Newslettern habe ich viel von unseren ersten zwei Ventures berichtet: MakaPads, den Damenbinden aus Papyrus in Uganda, und Impacc Stoves, den Pyrolyseöfen aus Äthiopien, mit denen man beim Kochen Geld verdienen kann. Beide Unternehmen sind fürs nächste Jahr finanziert und brauchen jetzt viel Geduld und Zeit, um sich so zu entwickeln, dass sie aus eigener Kraft wirtschaften können.
Wir sind keine Ofenbaufirma oder Spezialisten in der Bindenherstellung – unser Ansatz ist, vielen Start-ups beim Wachsen zu helfen. Nicht alle davon werden erfolgreich sein, das gehört zum Spiel mit dazu. Umso wichtiger ist es, dass wir jetzt ein Portfolio von Start-ups aufbauen, sodass der Erfolg des einen helfen kann, dem anderen mehr Zeit zu geben. Als gemeinnützige Firma sind wir nicht an Profit interessiert, aber rechnen muss sich unser Portfolio schon. Daher stecken wir gerade so viel Energie in die Auswahl neuer Ventures.
Unser „Call for Entrepreneurs“ hat Hunderte von Bewerbungen aus ganz Afrika angezogen – ein deutliches Zeichen, wie groß der Bedarf an Finanzierung für jene sozialen Unternehmen ist, die Leben verbessern, aber konventionellen Investoren nicht genug Rendite versprechen können. Von über 300 Kandidaten sind 80 in die zweite Runde gekommen – davon wählen wir gerade die fünf bis zehn aus, die wir in unser Portfolio aufnehmen wollen.
WASHKing Ghana – ein perfekter Investitionskandidat
Einen Kandidaten der „zweiten Generation“ kann ich bereits vorstellen – und aufmerksame Leser erinnern sich an ihn: WASHKing in Ghana, der Hersteller von Bio-Toiletten für Slums. Ich schreibe diese Zeilen in Accra/Ghana nach einer aufregenden, anstrengenden und unglaublich befriedigenden Woche. Mit dem Gründer Dieudonne Kwame Agudah und unserem Social Venture Builder Matthias Rauthmann haben wir die Slums von Accra besucht, den Bau der Toiletten besichtigt, mit Kundinnen gesprochen und mit der lokalen Verwaltung, die staatliche Aufträge vergibt.

Besichtigung einer WASHKing Toilette
Ich habe selten so ein beeindruckendes Business gesehen wie das von Dieudonne. Sein Produkt (ein sogenannter Biodigester, der nur alle 5-10 Jahre entleert werden muss) ist so gut, dass die Lokalverwaltung von Ledzokuku WASHKing mittlerweile als Gold Standard ansieht mit höchster Qualität und Zuverlässigkeit; er sagte mir, dass dort, wo WASHKings Toiletten stehen, keine Cholera-Fälle mehr auftreten. Die Kundinnen, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass sich ihr Leben verändert hat – eine eigene Toilette bedeutet, dass sich niemand mehr nachts den Gefahren von öffentlichen Toiletten aussetzen muss. WASHKings innovatives Leasing-Modell bedeutet, dass sie in der Woche nicht mehr zahlen als für die oft schmutzigen öffentlichen Toiletten – und nach zwei Jahren gehört ihnen die eigene Toilette.
Der Markt ist enorm: 40% der Bevölkerung alleine in Accra hat keine eigene Toilette. Der Markt ist groß, das Produkt gut – und der selbsterkannte Schwachpunkt von WASHKing ist die Vermarktung und der Verkauf. Das ist genau der Bereich, in dem wir helfen können – nach Dutzenden Verkaufsgesprächen mit dem Team in den letzten Tagen haben wir gemeinsam Ideen entwickelt, wie WASHKing noch mehr Toiletten unter die Leute bringen kann. Die kostenlose Unterstützung von Frieder und Ute Gamm von der Frieder Gamm Group, einem führenden Anbieter von Verhandlungsschulungen, war Gold wert: die beiden Geschwister haben uns nach Accra begleitet und einen Coaching-Prozess gestartet, der WASHKing zu Verkaufsstars machen wird; nicht weil wir das wollen, sondern weil Dieudonne das für sich und sein Team einfordert.

Auf dem Weg zum Verkaufstraining
Und damit ist mir noch einmal bewusst geworden, auf welch fruchtbaren Boden unser Ansatz fällt, denn oft ist es genau die Mischung aus Investitionen und neuen Fähigkeiten, die es braucht, um gute Ideen groß zu machen und allen Menschen jene Würde, Sicherheit und Gesundheit zu geben, die Dieudonnes bestehende Kunden bereits haben.
Meine Gedanken, wie genau wir auch in einem uns fremden Kontext helfen können, habe ich im Impacc Blog festgehalten.

Team Africa wird immer stärker
Mit mir in Accra ist Lynn Sellanga, unser jüngster Zugang im Team als „Head of Operations Africa“. Lynn ist eine Powerfrau, die es als Jugendliche auf eigene Faust aus ihrem Dorf in Kenia nach Amerika geschafft und dort studiert hat. Zurück in Kenia, hat sie sich Schritt für Schritt in diversen Start-ups hochgearbeitet. Jetzt hilft sie uns, unsere Aktivitäten quer durch alle unsere Ventures zu koordinieren, denn oft sind die Bedürfnisse erstaunlich ähnlich: was dem einen Venture bereits heute hilft, können wir auf ein anderes morgen anwenden; sei es ein Verhandlungsleitfaden für Verkaufsgespräche oder ein Trainingsformat für die Herstellung der jeweiligen Produkte.
Aufmerksamkeit für unsere Ventures
Der Aufbau eines Portfolio wird uns ungefähr eine halbe Million Euro kosten. Das wird nur möglich sein, wenn bestehende Unterstützer mithelfen und wenn wir unsere Bekanntheit und unseren Unterstützerkreis ausweiten. Dafür hat die Ströer AG erneut viel Werbeflächen umsonst zur Verfügung gestellt. Bei all meiner Leidenschaft für WASHKing ist es vermutlich keine Überraschung, dass eins unserer neuen Motive genau diese Firma in den Mittelpunkt stellt:

Ausblick
Ein weiterer Kandidat für unser Portfolio der zweiten Generation ist Gjenge Makers aus Kenia. Nzambi Matee, die Gründerin, produziert günstiges Baumaterial aus Plastikabfällen, die nicht mehr recycled werden können – damit leistet sie einen Beitrag zum Umweltschutz, befriedigt den Bedarf nach billigem Wohnraum UND schafft Jobs für die Bewohner der Slums von Nairobi. Ich freue mich, dass das ZDF uns im Herbst ins Zentrum einer Reportage über „Neue Formen der Entwicklungszusammenarbeit“ stellen wird – und dafür voraussichtlich Nzambi und unsere Arbeit mit ihrem Team portraitiert. Mehr davon im nächsten Newsletter.
Und damit viele Grüße aus Accra und bis bald,
Till
(der jetzt seinen letzten Tag in Accra nutzt, den Computer mit dem geliehenen Surfbrett tauscht und die coolen Wellen von Ghanas Goldküste ausprobiert)